„digitale Wüste“ Seifersdorf
Sehr geehrter Herr Arnold,
gestatten Sie mir zunächst, Ihnen persönlich sowie den Gemeinderäten und Mitarbeitern
der Verwaltung für das neue Jahr alles Gute und viel Glück zu wünschen. Für Ihr
Schreiben vom 04.01.2006 bedanke ich mich. Ich hatte – ehrlich gesagt – schon nicht
mehr damit gerechnet.
Leider kann ich Ihnen bezüglich der dargestellten Lösung des Problems nicht folgen.
Hätten Sie sich die Mühe gemacht, die von mir betriebene Webseite (http://dsl-fuer-seifersdorf.w3z.de)
näher anzuschauen oder das Gespräch mit mir gesucht, wäre Ihnen bekannt, dass ich
durchaus nicht oberflächlich an die Problematik herangegangen bin.
Sie können mir glauben, dass ich meine Aktivitäten keinesfalls nur auf Angebote
eines einzigen Anbieters (Deutsche Telekom AG) gerichtet habe. Daneben habe ich
Anfragen an eine Reihe von Wiederverkäufern (z.B. 1&1, Web.de, Freenet) sowie
an Telekom-Konkurrenten (Chemtel, Arcor) gerichtet. Das Ergebnis ist bekannt. Auch
habe ich intensiv mögliche Alternativen geprüft.
Der von Ihnen angepriesene – und von mir im übrigen schon im Schreiben vom 13.11.2005
sowie auf der genannten Webseite erwähnte – Anschluss über eine Satellitenverbindung
ist nur eine davon. Was die Antennengemeinschaft Pfaffenhain (neben einem qualitativ
unbefriedigenden Fernsehbild) anbietet, ist das Produkt Sky- (bzw. Cable-)DSL der
Fa. Teles GmbH. Ich selbst nutze seit geraumen diese Technologie, allerdings mit
einer privaten Empfangsanlage. Ich kenne also die von Ihnen genannten „Vorteile“.
So ist der genannte Wert der Übertragungsgeschwindigkeit (16 MB/s) nur theoretischer
Natur oder sehr teuer zu erkaufen. Echte DSL-Anschlüsse bieten übrigens momentan
bis zu sechs MB/s. Die Kostenreduzierung aufgrund der „sekundenweisen“ Belegung
der Telefonleitung relativiert sich ebenfalls schnell. Nutzbar ist sie erstens nur
mit einem ISDN-Anschluss. Zweitens hängt die tatsächliche Belegungsdauer der Telefonleitung
(Rückkanal) stark vom individuellen Surfverhalten ab. Nicht zuletzt hat der Tarif
seinen Preis und beinhaltet eben nicht eine pauschale Abrechnung (Flatrate). Techniken,
die auf einen höheren Upload angewiesen sind („Hochladen“ von Digitalbildern und
Webinhalten oder Internet-Telefonie) funktionieren ebenfalls nicht.
Mit einem von mir und den in der Bürgerinitiative zusammen geschlossenen Interessenten
gewünschten Breitbandanschluss hat das alles also (außer – etwas irreführend – dem
Namen) nichts gemein. Dies gilt mehr oder weniger (mit Ausnahme von WiMax) auch
für die anderen verfügbaren Alternativen.
Was wir anstreben, ist das Ende einer „digitalen Teilung“. Da diejenigen, die echte
Breitbandanschlüsse zur Verfügung haben und (privat oder beruflich) alle Vorteile
dieser zeitgemäßen Technik nutzen können. Hier diejenigen, die in der „digitalen
Wüste“ leben und vom Fortschritt, der sich letztlich auch auf die Geldbörse auswirkt,
abgeschnitten sind. Es geht ganz einfach um ein Stück Lebensqualität.
Ich hatte gehofft, in Ihnen einen Partner zu finden. Bürger, Politik und Verwaltung
sollten gemeinschaftlich an der Lösung von Problemen arbeiten. Diese Hoffnung habe
ich noch immer; zumal sich im übrigen bereits ein Gemeinderat der Initiative angeschlossen
hat. Ich biete Ihnen ausdrücklich meine Gesprächsbereitschaft an und wäre sehr erfreut,
wenn Sie diesbezüglich demnächst Kontakt mit mir aufnehmen.
mit freundlichen Grüßen
Bernd Rudolph
06.01.2006